Gern schrieb ich in klingenden Worten, Vers um
Vers, ein Sonett: Europa zum Preis. Gereimt
Nach Gebühr und Bedarf. Nichts zu machen. Scheitern
Am Schmerz vor unseren Grenzen.
Scheitern an eigener Fassungslosigkeit,
Am Zorn scheitern. Europa, du!
Du hast deine Unschuld verloren,
Schon lang. Verloren nicht
An irgendeinen hergelaufenen,
Stolzgehörnten Stier. An so einen nicht.
Verloren an Zäunen und Mauern
Hast du sie. Hingegeben an Schlagbäumen
Und im Meer vor deinen Küsten ersäuft:
Alles, was du je an Unschuld hattest.
Zerrissener Kontinent, du.
Zwischen Wollen und Handeln
Zerrissen. Du, mit der todgetränkten
Geschichte. Mit den himmelgetränkten
Gedanken, du. Du fernenwehe
Welteneroberin, so hemmungslos
Ruchlos. Du gern deine böse Geschichte
Vergessende Europa. Brutstätte
Des Humanismus und der Welten-
Kolonisierung. Europa.
Wie wir dich heute brauchen!
Wie unentbehrlich du bist, du,
Mit deinen menschennahen Gedanken
Von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit.
Könnten wir dies doch nur einmal, nur
Endlich einmal leben. Wir alle,
Mit dir, mit uns, Europa. Vielleicht
Könnte unsere Welt
Eine bessere sein.